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Das Coronavirus hat mehrere tausend Kolleginnen und Kollegen ins Mobile Arbeiten versetzt. Mitarbeitende und Führungskräfte mussten ihre Arbeitsweisen und Führungsstile kurzfristig auf digitale Medien ausrichten. Detlef Kloke, Bereichsleiter Marketing & Technical Sales in der Phoenix Contact Deutschland GmbH, erklärt, wie Führung aus der Ferne funktioniert.

Die Pandemie hat auch unseren Alltag als Industrieunternehmen auf den Kopf gestellt. Wir haben uns vielen neuen Herausforderungen stellen müssen. In Blogbeiträgen aus verschiedenen Unternehmensbereichen zeigen wir euch, was wir dabei gelernt haben.

In den vergangenen Monaten haben viele von uns von zu Hause gearbeitet. Mobiles Arbeiten sei Dank. So waren wir in der privilegierten Lage, weit über die empfohlenen Schutzmaßnahmen der Behörden hinaus Gesundheitsrisiken zu minimieren. Aus der heutigen Perspektive können wir uns glücklich schätzen, das Mobile Arbeiten bereits vor der Pandemie eingeführt zu haben. Denn trotz zahlreicher Herausforderungen ist vielen Mitarbeitenden der nahtlose und vollständige Übergang ins Homeoffice erfolgreich gelungen.

Als Führungskraft muss ich meinen Führungsstil immer an die Situation anpassen. Das nennt sich situatives Führen. Das ist grundsätzlich herausfordernd, und wenn ich meine Mitarbeitenden nicht sehe und die aktuelle Stimmung nicht live erlebe, wird es nicht einfacher. Hat mein Mitarbeitender gerade Stress oder schlechte Laune? Aus der Ferne kann ich das schlecht einschätzen, die digitale Welt ist quasi ein Emotionsfilter. Das macht das Führen schwieriger.

Miteinander arbeiten ist mobil ganz anders

Zunächst einmal können wir uns in der aktuellen Situation rund um Corona glücklich schätzen, dass Mobiles Arbeiten bei uns möglich ist und wir in den letzten Monaten schon etwas „üben“ konnten. Die Einführung von Office 365 im letzten Jahr kam da passend. Denn durch Corona werden wir alle gezwungen, den Umgang mit den digitalen Tools zu lernen. Viele Rückmeldungen haben mich erreicht, wonach den Kollegen und Kolleginnen das Mobile Arbeiten zu gefallen scheint: Sie können konzentrierter, kreativer und effizienter arbeiten. Die Flexibilität zu Hause wird genutzt, um den Arbeitsalltag besser den eigenen Bedürfnissen entsprechend zu strukturieren.

Wir hatten vor Corona einmal die Woche einen relativ langen Termin mit allen Führungskräften aus meinem Bereich, um uns abzustimmen. Den haben wir jetzt aufgeteilt auf zwei Mal pro Woche eine halbe Stunde. So kommen wir häufiger, aber kürzer zusammen. Und das ist effizient, weil wir uns wirklich auf die halbe Stunde beschränken müssen. Diese kurzen Abstimmungsrunden würde ich gern auch nach Corona so beibehalten. Außerdem habe ich mir angewöhnt, bei Fragen weniger Mails zu schreiben, sondern schnell online zu checken, ob der- oder diejenige verfügbar ist, und dann anzurufen. Wir können uns so auch online kurz sehen und sprechen. Kommunikation ist nicht nur das gesprochene oder geschriebene Wort, sondern auch Mimik und Gestik. Dies haben wir Menschen über Jahrhunderte gelernt zu interpretieren. Videotelefonie hilft da ungemein.

Herausforderung für die Führungskraft

Führen aus der Ferne funktioniert auf jeden Fall anders. Es fordert eine höhere Disziplin. Als Führungskraft muss ich meine Erwartungshaltung so vermitteln, dass meine Mitarbeitenden mich verstehen, auch wenn wir uns dabei nicht in die Augen schauen. Aber: Kommunikation ist ein Dialog, kein Monolog. Es ist wichtig, dass mich Mitarbeitende bei Unsicherheiten oder Ideen auch von sich aus ansprechen. Funktioniert das, kann die daraus resultierende Arbeit sehr effizient sein, weil zuhause ungestört daran gearbeitet werden kann. Ich vertraue meinen Mitarbeitenden, dass sie auch aus der Ferne ihre Arbeit erledigen. Denn nebenbei: Wer bewusst nichts leisten möchte, kann dies an jedem Ort der Welt – auch im Büro.

Die Technik hat zwar vieles erst möglich gemacht, zwingt uns in digitalen Meetings jedoch einen formellen Rahmen auf. Wir disziplinieren uns, es wird nacheinander und strukturierter kommuniziert. Dabei fällt jedoch die so wichtige zwischenmenschliche Komponente weg: Die kleinen Alltagsanekdoten und Fachsimpeleien, die spontane Situationskomik, die uns oft erheitert und viel Gutes zum Betriebsklima beitragen kann. Auch können Missverständnisse und Konflikte in einer physischen Umgebung schneller aufgeklärt werden, weil das Stirnrunzeln eines Kollegen sofort für alle sichtbar ist. Auch bekommen wir nicht mehr so schnell mit, wenn Kollegen und Kolleginnen am Nachbartisch ggf. Hilfe benötigen. Mir fehlt auch der kreative Rahmen, um im realen Team und Raum neue Ideen zu entwickeln. Soziale Distanz widerspricht dem Lebewesen Mensch – wir brauchen Interaktionen. Auch fehlt mir was ganz Einfaches: Die 30 Minuten Heimfahrt, um die berufliche Welt zu verlassen und mich auf meine Familie zu freuen.

Auf dem Weg zurück

In beiden Welten finden wir Vor- und Nachteile. Auch wenn wir noch nicht wissen, wann wir wieder in voller Besetzung zurückkehren dürfen, so frage ich mich bereits jetzt: Wie können wir den Nutzen aus dem Mobilen Arbeiten mit in unsere Räumlichkeiten auf dem Phoenix Contact-Campus umziehen lassen? Im Idealfall nehmen wir nämlich das Beste aus beiden Welten mit in unsere gewohnte Arbeitsumgebung.

Erfahre mehr darüber, was wir durch Corona gelernt haben im Blogbeitrag unseres CEO Frank Stührenberg.

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1 Kommentare

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    Friedrich Lorx

    Hallo Herr Kloke,

    vielen Dank für den informativen Artikel. Mobile Arbeit hat zahlreiche Vor- und Nachteile. Ich selbst kann auch von zu Hause aus konzentriert arbeiten, für Kollegen mit Familie etwa ist dies nicht immer ganz einfach. Ich finde jedoch, dass nach Corona jeder selber entscheiden soll ob Mobile Arbeit für einen selbst geeignet ist oder nicht. Denn es entstehen auch Gefahren ( https://www.ifb.de/news/mobile-arbeit-nicht-nur-chancen-auch-gefahren/4964). Man ist rund um die Uhr im Einsatz, oft fällt es dann schwer berufliches von der Freizeit zu trennen. Ich bin gespannt wie es weitergehen wird.

    Liebe Grüße
    Friedrich