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Bestimmt kennt ihr das aus eurem beruflichen Umfeld: Unternehmen investieren häufig viel Zeit, Geld und Energie in die Entwicklung neuer Produkte. Doch echte Innovationen sind selten. Das belegen auch zahlreiche Studien. Rund 80 bis 90 % der Innovationen sind Kombinationen aus einem bereits bestehenden Angebot. Viele Unternehmen stellen sich die Frage: Wie kommen wir zu einem innovativen Produkt, das unsere Kunden um den Schreibtisch tanzen lässt? Ein möglicher Ansatz ist Design Thinking.

Mit unserer Career-to-go-Reihe beleuchten wir verschiedene Karrierethemen und geben euch hilfreiche Tipps für den Alltag in kompakter Form – quasi für unterwegs! In diesem Beitrag erfahrt ihr, was Design Thinking ist und was es braucht.

Was ist Design Thinking?

Vor einigen Wochen habe ich ein Design-Thinking-Seminar besucht, um den Innovationsansatz kennenzulernen. Zudem hat mich als Trainingmanagerin die Frage beschäftigt: Brauchen Unternehmen Design Thinker? Bevor ich mein neu erworbenes Wissen und meine Erkenntnisse mit euch teile, möchte ich mit einer Definition beginnen, um auch diejenigen abzuholen, die mit dem Begriff Design Thinking noch nicht vertraut sind.

Design Thinking kommt – welche Überraschung – aus dem Design-Bereich und beschreibt einen Prozess zur kreativen Ideenfindung. Entwickelt wurde dieser Ansatz von der Design-Agentur IDEO.

Beim Design Thinking stehen der Nutzer und dessen Bedürfnisse im Vordergrund und bilden den Ausgangspunkt aller Überlegungen. Der gesamte Prozess orientiert sich daran, Innovationen zu schaffen, die diese Nutzerbedürfnisse wirklich abbilden (…). Deshalb geht es im Design Thinking auch darum, Nutzer intensiv im Kontext der Nutzung eines Produktes oder einer Dienstleistung zu beobachten und aus diesen qualitativen Beobachtungen Innovationsstoßrichtungen abzuleiten, wie die erkannten Nutzerbedürfnisse angesprochen werden könnten.

Denkwerkzeuge der Kreativität und Innovation, Florian Rustler, Seite 74

Ist euch aufgefallen, wie häufig der Begriff „Nutzer“ in dieser Definition vorkommt? Viermal. Das zeigt uns, dass der Anwender bei dieser Methode ganz klar im Fokus steht. Schauen wir uns nun an, welche Voraussetzungen Design Thinking braucht.

Mann schaut auf Fernsehen

Schon gewusst? Das Beispiel Netflix zeigt uns, dass auch der richtige Zeitpunkt einer Innovation entscheidend ist. Der heute größte Streaming-Entertainment-Anbieter mit über 167 Millionen Abonnenten weltweit schaffte den Durchbruch mit Einführung der Streaming-Plattform im Jahr 2007. Was viele jedoch nicht wissen: Gegründet wurde die Firma als Video-Online-Verleiher bereits im Jahr 1997.

Was braucht Design Thinking?

Diverse Teams

Bewährt hat sich die Arbeit in diversen, interdisziplinären Teams. Konkret heißt das: verschiedene Fachbereiche, Abteilungen, Berufsgruppen oder verschiedene Altersgruppen, Geschlechter, kulturelle Hintergründe. So bringt jedes Teammitglied ein tiefes Fachwissen und einen spezifischen Blickwinkel mit. Das alles bereichert den Prozess. Dorothy Leonard-Barton von der Harvard Business School nennt das Zusammenspiel aus fachlicher Tiefe und generalistischen Fähigkeiten T-Shape-Concept, deutsch T-Profil.

Offenes Mindset

Ein offenes Mindset, Neugier und Kommunikationsfähigkeit sind Eigenschaften, die jedes Gruppenmitglied mitbringen sollte. Nur so kann ein wertschätzender Austausch funktionieren. Die Gruppe lernt von den Erfahrungen und Sichtweisen der anderen. Die Erkenntnisse der Gruppe können direkt in die Produktentwicklung einfließen. Daher eignet sich der Design-Thinking-Ansatz besonders gut für ergebnisoffene Projekte.

Raum für Kreativität

Der Design-Thinking-Prozess folgt einer systematischen Kreativität. Hierfür werden Techniken angewendet, die ein divergentes (d. h. offen, unsystematisch) und konvergentes (d. h. gewöhnlich, rational-logisch) Denken fördern. Die kreativen Geister unter uns wissen: Kreativität braucht auch einen kreativen Raum. Die Raumeinrichtung sollte möglichst viele Denk- und Lerntypen ansprechen. Einige brainstormen gern im Stehen, andere im Liegen. Auch unterschiedliche Materialien und Tools können helfen, die Kreativität anzuregen: von Post-its über Excel bis zur Mindmap ist alles erlaubt.

Hier noch ein Tool-Tipp: Der Timer Design Thinking Coach ist online verfügbar und eignet sich hervorragend zum Zeitstoppen.

Design Thinking Denkphasen beschrieben in einer Grafik
Denkphasen der Kreativität

Wir sehen: Design Thinking ist nicht eine einzelne Methode, sondern vielmehr ein Gerüst, in dem sich kreativ arbeiten und entwickeln lässt. Dabei durchläuft die Gruppe einen definierten Prozess. In den einzelnen Schritten können unterschiedliche Methoden zum Querdenken und Kreativsein eingesetzt werden. 

Welche Schritte das sind und welchen Nutzen Design Thinking den Unternehmen stiftet, verrate ich euch in Teil 2 am 13. Mai.

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