Über Tic Tac Toe zur Programmiererin
Meine erste Begegnung mit Phoenix Contact und auch mit dem Thema Elektrotechnik war 2013 beim Nanoline Contest. Damals war ich 14 Jahre alt. Der Nanoline Contest ist ein bundesweiter Bildungswettbewerb von Phoenix Contact für technikbegeisterte Schülerinnen und Schüler. Den Namen hat er von dem Steuerungssystem Nanoline von Phoenix Contact. Anhand dieses Systems entwickeln Schülerinnen und Schüler eigene Projektideen und setzen sie um.
Die Anzahl an verschiedenen Jobbezeichnungen nimmt rasant zu. Dabei reicht die Stellenanzeige als Informationsquelle für einen Job oftmals nicht aus. Aus diesem Grund lassen wir unsere Mitarbeitenden selbst sprechen: Marisa Görgen berichtet, wie sie schon früh in ihrer Laufbahn Kontakt mit Phoenix Contact knüpfte.
Mein Lehrer hatte mich damals gefragt, ob ich nicht Lust hätte, für ein bestehendes Projekt ein Tic-Tac-Toe-Spiel, bei dem man gegen einen Computer spielt, mittels einer Steuerung umzusetzen. Zu dem Zeitpunkt war Technik für mich zwar interessant, aber nichts, was für meine Zukunft in Frage kam. Stattdessen wollte ich eine Chemikerin werden wie Marie Curie und daran forschen, wie man Elemente gezielt zerfallen lassen kann.
Programmieren wie bei Lego
Beim Nanoline Contest hatte ich dann auch das erste Mal eine SPS (Speicherprogrammierbare Steuerung) in der Hand. Eine solche Steuerung wird zum Steuern von Produktionsanlagen oder anderen Automatisierungslösungen verwendet. Ich konnte sie ähnlich wie einen Lego-Mindstorms-Roboter über eine graphische Oberfläche programmieren. Das Tic-Tac-Toe-Feld bestand aus drei übereinanderliegenden Holzplatten mit Aussparungen für die Spielsteine. Die Steine des Spielers waren unten mit einer Unterlegscheibe bestückt und jedes Feld hatte am Boden zwei Heftzwecken. Wurde ein Spielstein gesetzt, schloss die Unterlegscheibe über die Heftzwecken den Stromkreis. Dadurch wusste die Steuerung, wo der Spieler hingesetzt hat. Über LEDs um die Felder hat sie dann ihren Gegenzug angezeigt.
Die Steuerung war außerdem in der Lage, SMS zu versenden. Das Spiel war nämlich für ein Altersheim konzipiert. Im Notfall sollte der Spieler per Knopfdruck einen Pfleger benachrichtigen können. Beim Testen der Funktion hatte ich allerdings aus Versehen eine Endlosschleife eingebaut und so meinen Papa mit SMS bombardiert.
Das Projekt war nicht sonderlich kompliziert und hat dementsprechend auch keinen Preis beim Contest gewonnen. Es zeigt aber, wie man mit einfachen Mitteln etwas technisch umsetzen kann und eignet sich daher gut als Einstieg für die Arbeit mit einer Steuerung. Deswegen entschied sich Phoenix Contact auch, das Projekt noch einmal groß nachzubauen und auf der Hannover Messe 2014 zum Anwerben von Schülerinnen und Schülern zu nutzen.
Vom Spielzeug zur großen Produktionsanlage
Bei einem Praktikum im Chemielabor habe ich festgestellt, dass lange im Labor stehen und den gleichen Versuch viele Male durchführen doch nicht meins ist. Zwar überlege ich mir sehr gern Konzepte und Lösungen, aber leider war automatisiertes Testen in der Chemie zumindest zu dem Zeitpunkt noch nicht möglich. Und so bin ich wieder zur Technik und zu Phoenix Contact gekommen. Dort hat mich gerade das Thema Automatisierung in der Produktion begeistert. Riesige Produktionsanlagen mit Förderbändern und Robotern fand ich schon immer sehr beeindruckend.
Mittlerweile habe ich das kleine Tic-Tac-Toe-Spiel gegen eine 3×1,5 Meter große Produktionsanlage für Klemmen mit Linearachse, Laufband und mehreren Stationen getauscht, aber meine Begeisterung für Technik und Steuerungen ist geblieben.
Ich arbeite bei Phoenix Contact als Programmiererin an einem Produktionsleitsystem mit, das unter anderem die Modularisierung, Parallelfertigung und Wiederverwendbarkeit von SPS-Codes ermöglicht. Im Interview mit meinen Kollegen erfahrt ihr mehr darüber: Maschinenbedienung in Industrie 4.0 – zwei Softwareentwickler berichten
Parallel arbeite ich an meiner Hochschule, der THM, am Aufbau einer Smart Factory mit. Es macht unheimlich viel Spaß zu sehen, wie aus einem kleinen Schritt, wie der Ansteuerung eines einzelnen Roboters, irgendwann eine komplette Produktionsstraße entsteht. Unser Ziel ist es, eine Produktionsstraße aufzubauen, die von der Bestellung über die Produktion bis hin zur Verpackung komplett autonom arbeitet. Das Ganze setzen wir erstmal für 3D-gedruckte Teile um, momentan klassisch Schlüsselanhänger.
xplore New Automation Award
Den deutschen Nanoline Contest gibt es heute nicht mehr, weil Phoenix Contact die Nanoline-Steuerung abgekündigt hat. Mit dem großen xplore New Automation Award haben aber auch explizit jüngere Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, an einem internationalen Wettbewerb teilzunehmen. Beim xplore Wettbewerb können die Teilnehmenden sogar auf verschiedene technische Komponenten und Systeme von Phoenix Contact zurückgreifen, um ihre kreativen Ideen rund um das Thema Automatisierungslösungen zu realisieren. Infos gibt es auf der Webseite zum xplore New Automation Award.
Ich bin duale Masterstudentin im Bereich Ingenieursinformatik. Am Programmieren liebe ich vor allem den Moment, an dem das Programm endlich funktioniert und man weiß, dass sich all die vorangegangenen Momente der Verzweiflung gelohnt haben. In meiner Freizeit koche und backe ich gerne, am liebsten mit Freunden. Sonst lese ich viel, spiele Pen and Paper, gehe klettern oder verreise mit dem Zug, meistens um Freunde zu besuchen.
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