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Zwar nicht vom Tellerwäscher zum Millionär, aber von einer Burgerbraterin im Freizeitpark zur Ingenieurin – Stefanie Vorkampf arbeitet bei Phoenix Contact Smart Business als Teil des Co-Creation Space „Maschinenraum“ in Berlin. Im Blogbeitrag erfahrt ihr mehr über sie und ihren Job.

„Warum ich gerne Ingenieurin bin“ – so heißt unsere neue Reihe, in der wir euch Ingenieurinnen von Phoenix Contact vorstellen. Sie berichten aus ihrem Berufsalltag und erläutern ihre Beweggründe, wieso sie sich für die Laufbahn in einem technischen Beruf entschieden haben. Wir möchten damit einen Beitrag dazu leisten, dass die Technik in Deutschland weiblicher wird.

Traditionell treten auch heute noch oftmals die Söhne in die Fußstapfen ihrer Väter, da die Väter für ihre Söhne einen starken Vorbildcharakter haben. Es freut mich sehr zu sehen, dass bereits im Falle meiner Kolleginnen (Sarah, Anna, Katrin und Sophia) es Töchter waren, die in die Fußstapfen ihrer Väter traten.

Meine Geschichte ist jedoch etwas anders. Weder meine Mutter noch mein Vater haben studiert. Es gab also keine Ingenieursfußstapfen, in die ich treten konnte. Dennoch ist aus mir eine Ingenieurin geworden und darin haben mich meine Eltern unterstützt, wo sie nur konnten.

Schon früh habe ich gejobbt als Logistikaushilfe bei OBI, als Nachhilfe- und Saxophonlehrerin für jüngere Schülerinnen und Schüler oder als weltbeste Burgerbraterin bei Fort Fun. Ich habe meine Mutter in manchen Ferien auf ihren Posttouren begleitet oder mit meinem Vater als Service-Techniker große und kleine Bankkunden besucht. Mein Schülerpraktikum absolvierte ich im Sickerwasserlabor des Abfallentsorgungsbetriebs des Hochsauerlandkreises. Später machte ich noch ein Ein-Tages-Schnupperstudium an der Uni Paderborn. Ich habe von meiner Mutter das Nähen von Karnevalskostümen gelernt und von meinem Vater, wie man die Krippen-Elektronik zusammenlötet.

Ich wollte schon immer die Zukunft mitgestalten

Ich habe damals in vielerlei Hinsicht ausprobiert und getestet, was mir liegt und was mir Spaß macht. Denn es gab nicht dieses eine Fach oder dieses eine Thema, worin ich in der Schule gut war. Letztendlich reizte mich die Idee, Zukunftsszenarien mitgestalten zu können. Erst dachte ich noch an ein Studium der Atomphysik, weil mich diese unendlich scheinende Energiequelle faszinierte. Als mir aber bewusster wurde, dass Atomstrom nicht nur gute Seiten beinhaltet und Physik recht theoretischer Natur ist, ich aber lieber jetzt und hier etwas realisieren möchte, wollte ich etwas anderes mit Energie machen. Und so kam ich zur Elektrotechnik/Informationstechnik/Technische Informatik mit Schwerpunkt Energietechnik an der RWTH Aachen University. Dass dies ein Studiengang der Ingenieurwissenschaften war, war mir dabei gar nicht so klar.

Was genau Ingenieure und Ingenieurinnen eigentlich machen, fragte man sich schon zu meinem Studienbeginn, wodurch dieser amüsante Beitrag des VDI Verlags entstand. Vermutlich würde man die gleichen Antworten von damals auch heute von Passanten auf der Straße bekommen. Vorwarnung: Amüsant ist der Beitrag nur für Ingenieurinnen und Ingenieure.

Wenn Kreativität und Fakten aufeinandertreffen

Wenn Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten, verbinden sich Kreativität, Spieltrieb, Forschertum und Erfindergeist mit den Gesetzen der Physik, Chemie und Mathematik. Die einen entwerfen kleine Kunstwerke in Form von technischen Zeichnungen. Anderen übersetzen komplexe, technische Zusammenhänge in einfach verdauliche, vermarktungsfähige Wort- und Bildbausteine. Wieder andere lotsen Kunden durch den Dschungel an technischen Möglichkeiten und finden gemeinsam die beste Lösung.

Arbeiten im Start-up

Ich gehöre zu einem sehr jungen, neuen Geschäftsbereich der Phoenix Contact Gruppe – der Phoenix Contact Smart Business, die erst 2020 gegründet wurde und nur knapp 20 Mitarbeitende hat. Wir sind eine Art Start-up im Kontext des großen Konzerns mit Sitz im Co-Creation Space „Maschinenraum“ in Berlin. Der „Maschinenraum“ vereint die Kraft des deutschen Mittelstands und der Familienunternehmen, um nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu schaffen.

Bei Phoenix Contact Smart Business kümmern wir uns um die Entwicklung von digitalen Wertangeboten. Was heißt das genau? Es gibt sehr viele Daten, die in technischen Anlagen erzeugt werden, welche aktuell nur lokal verarbeitet werden. Man nehme z. B. einen Solarpark. Auch ein Solarpark kann bei hohen Temperaturen drohen zu überhitzen. Daher gibt es dort Temperaturfühler, die im Zweifelsfall einen Schutz auslösen und die Anlage abschalten. So wie manchmal ein Handy, dass zu lange in der direkten Sonne lag, sich plötzlich zum Schutz ausschaltet. Unsere Gruppe überlegt nun, was man mit all diesen Daten noch machen könnte. Wenn man ganz viele Daten sammeln und schnell und clever auswerten könnte, welchen Mehrwert könnten wir daraus generieren? Welche Probleme gibt es bei Kunden und wie können wir hier helfen? Wie setzen wir die technische Lösung um? Warum sollten sich Kunden für unsere Lösung entscheiden?

Plakativ könnte man sagen, ich bin eine Detektivin mit einer techno-ökonomischen Spürnase. Ich gehe auf die Suche nach Potentialen für unsere Gruppe und hinterfrage jeden Schritt kritisch, um die relevanten Antworten herauszukitzeln. Ich versuche die Welt durch die Augen unserer potenziellen Kunden zu sehen. Manchmal wortwörtlich in Form von Job-Shadowing. Dabei benötige ich all meine Fähigkeiten einer Ingenieurin.

Meine Botschaft an junge Leute

Ihr müsst in keine Fußstapfen treten, könnt es aber. Ihr könnt auch eure eigenen Schritte gehen und euch frei für oder gegen die Technik entscheiden. Schaut euch um und probiert euch aus. Es gibt immer mehr tolle Angebote, von Mini-Jobs über Praktika bis zum Schnupperstudium. Haltet Ausschau nach Projekten an euren Schulen oder erkundigt euch nach dem Girls‘ und Boys‘ Day und kommt zu uns oder anderen technischen Industriepartnern von diesem Projekt. Schreckt nicht davor zurück, wenn ihr die oder der erste eurer Art in einem Bereich seid. Das war ich oft in meinem Leben und habe es nicht bereut. Mit jedem Schritt, auch in meiner aktuellen Rolle zwischen Product Owner und Business Development, lernt man sich selbst ein Stückchen besser kennen und findet sich und seine Leidenschaft.

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