Von der „Biozeichnung“ in die dritte Dimension
Stephanie Grönke arbeitet als Technische Zeichnerin (heute Technische Produktdesignerin) bei Phoenix Contact. Im Beitrag nimmt sie uns mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte ihres Berufs. Denn Konstruktionen auf transparentem Papier sind längst durch 3D-Modelle auf Computern abgelöst worden.
Die Zeiten ändern sich. Und wir uns mit ihnen. Das gilt auch für unser Arbeiten. Neue Technologien und unser Wachstum sorgen für einen Wandel vieler Berufsbilder. Wir treffen Kolleginnen und Kollegen, die erzählen, wie sich ihr Arbeitsfeld bei Phoenix Contact entwickelt hat – was neu und was geblieben ist.
Zeichenbrett, Tuschestift und Zirkel? Klar, als Tool auf dem PC. Rasierklinge und kleiner Besen für die Radier- und Kratzreste? Da wird´s schon etwas schwieriger mit der Vorstellungskraft. Dabei gehörten solche Utensilien lange zur Grundausstattung einer Technischen Zeichnerin. „Aus heutiger Sicht würde man uns Biozeichner nennen“, sagt Stephanie Grönke, während sie schmunzelnd ihren alten Zirkel zwischen Daumen und Zeigefinger dreht. 100 Prozent „handmade“ und stromfrei. Die Herausforderung der Technischen Zeichnerin war, die Ideen und Skizzen der Ingenieure auf transparentes Papier zu bringen. Was dabei zählte: ein gutes isometrisches Vorstellungsvermögen, vor allem aber Sauberkeit und Genauigkeit.
Wetten über Löcher im Papier
Gezeichnet wurde erst mit Bleistift und anschließend mit Tusche, bei Änderungen half nur die Rasierklinge, mit der die Tusche vorsichtig vom Papier gekratzt wurde. „Teilweise gab es Wetten, wer eine Zeichnung wie oft an der gleichen Stelle ändern kann, ohne ein Loch ins Papier zu kratzen“, erinnert sich Stephanie Grönke an Zeiten, in denen wohl kaum jemand die Tastenkombination „Steuerung+Z“ (für rückgängig) kannte. Und „Copy-and-Paste“ tatsächlich bedeutete, Abpausen, also Kopien von Hand zu zeichnen.
Baugruppen auf Zetteln in Bierdeckel-Größe
„Mir hat die Arbeit am Zeichenbrett immer Spaß gemacht“, sagt sie. Auch wenn manche Kollegen die Skizzen ganzer Baugruppen auf Bierdeckel-großen Zetteln abgeliefert hätten. „Man war schon stolz, wenn man diese Infos sauber und im richtigen Maßstab auf das Zeichenblatt bekommen hat.“ Dann sei die Anerkennung groß gewesen.
Die Digitalisierung und damit auch den Wandel ihres Berufs hat Stephanie Grönke ab den 1990er-Jahren miterlebt. Nach der Ausbildung Ende der 80er in Lemgo wurden bei ihrem damaligen Arbeitgeber die ersten 2D-CAD-Arbeitsplätze eingerichtet, wenige Jahre später sei sie „in der dritten Dimension angekommen“, sagt Stephanie Grönke und denkt zurück an den Wechsel von 2D- auf 3D-CAD.
Den Wandel miterleben
„Der Wandel war nicht immer einfach.“ Für die zweifache Mutter aus Barntrup hieß es oft „Learning by doing“, die CAD-Programme änderten sich häufig oder wurden ganz umgestellt. „Manchmal war es schon anstrengend, neben Familie, Haus und Garten diesem schnellen Wandel standzuhalten.“ Gleichzeitig sei es aber auch schön gewesen, ihn mitzuerleben, betont sie. Ihr Wissen gab sie auch an Auszubildende weiter.
2011 änderte sich die Berufsbezeichnung: vom Technischen Zeichner zum Technischen Produktdesigner bzw. Zeichnerin und Produktdesignerin. Im selben Jahr kam Stephanie Grönke zu Phoenix Contact, in die Entwicklung im Bereich IFC. Heute erstellt sie dort mit ihren Kolleginnen und Kollegen u. a. 3D-Modelle und -Baugruppen in CAD. Sie leiten von den Modellen die Zeichnungen, Ansichten und Schnitte für Konstruktions-, Montage- und Bedruckungszeichnungen ab und pflegen die dazugehörigen Stammdaten. Des Weiteren erstellen die Technischen Produktdesignerinnen und -designer separate 3D-Modelle für Katalogdaten und Digitale Daten für den Konfigurator im E-Shop. „100 Prozent CAD- und PC-Arbeit“, sagt Stephanie Grönke.
Ausgleich zur Technik
Nicht nur deshalb ist ihr ein Ausgleich zur Technik sehr wichtig: Kultur und Musik – das sind ihre großen Leidenschaften. 2015 z. B. ließ sie sich während eines Bildungsurlaubs bei der IHK zur Eventmanagerin ausbilden. Seither organisiert sie in ihrer Heimatstadt Barntrup gemeinsam mit dem Marketingverein Feste und ein Kulturbühnenprogramm. Ihre Handschrift hinterlässt die ausgebildete Technische Zeichnerin auch bei Phoenix Contact: Sie singt im Werkschor „The Global Voices“ und ist dort Ansprechpartnerin für interne Auftritte und Mitglieder. Und sie hofft, dass die Corona-Schutzmaßnahmen bald so weit gelockert werden, dass der Chor wieder gemeinsam singen kann. Die Pandemie hatte die Chorarbeit in den vergangenen zwei Jahren ziemlich ausgebremst.
Auch im Job hat Corona für einige Veränderungen gesorgt: Homeoffice, die Arbeit mit MS Teams und Online-Schulungen haben auch Stephanie Grönke vor neue Herausforderungen gestellt. Davon lässt sie sich aber nicht unterkriegen. „Der Beruf des Technischen Zeichners wurde mehrfach totgesagt“, sagt sie. Mit der Einführung von 2D-CAD galt der Beruf erstmals als Auslaufmodel, und mit der Umstellung auf 3D-CAD sah man seine Zukunft ganz schwarz. Stephanie Grönke ist sich sicher: „Der Beruf des Produktdesigners stirbt nicht aus.“ Zeichenbrett, Tuschestift und Zirkel sind Geschichte, aber an ihrem Arbeitsplatz in Blomberg und im Homeoffice mit zwei Monitoren, SpaceMouse und Tastatur wird sie immer noch gebraucht.
„Du bist so neugierig“ – Das haben mir schon viele gesagt. Für mich ein Riesenkompliment. Weil es zeigt, dass ich an Menschen und an den Dingen, die sie tun, interessiert bin. Und das teile ich gerne mit anderen: in Beiträgen, Interviews, Reportagen, Podcasts und und und. Bei Phoenix Contact gibt es viele Menschen, die das Unternehmen voranbringen: mit ihrer Arbeit, ihren innovativen Ideen, Entwicklungen und Lösungen. Das ist es doch wert, erzählt zu werden.
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