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Celarie Donbou Kenfouet hat 2005 seinen Einstieg bei Phoenix Contact Electronics gefunden. Sein Beitrag gibt uns eine Idee, wie schwierig es ist, sich in einem fremden Land zurecht zu finden und was man tun kann, um den Einstieg trotzdem zu meistern.

Du bist 2005 aus Kamerun nach Deutschland gekommen. Wie hast du die erste Zeit erlebt?

Die Ankunft in Deutschland war für mich erstmal ein kultureller Schock. Nicht nur die Sprache, sondern fast alles war mir neu. Den Umgang mit modernen Infrastrukturen musste ich lernen. Dazu gehört zum Beispiel die Erkenntnis, dass bei einer Fahrt mit der U-Bahn auf die Fahrtrichtung geachtet werden muss. Das merkt man leider erst dann, wenn man einmal bis zur Endstation in die falsche Richtung gefahren ist. Gleichzeitig musste ich mich mit einem intensiven Sprachkurs auf das Studium vorbereiten. Mit der Anschaffung meines ersten Personal Computers, konnte ich übers Internet vieles über die Kultur und das Einleben in Deutschland lernen. Bereits nach den ersten Monaten kamen finanzielle Einschränkungen zu Tage, denn die Reserven aus Kamerun waren durch das hohe Lebensniveau und den starken Währungsunterschied schnell aufgebraucht.

Am Anfang habe ich schnell Kontakte mit Mitschülern aus dem Sprachkurs geknüpft, die alle aus unterschiedlichen Ländern kamen. Deutsche kennenzulernen war mir eigentlich sehr wichtig, um die Kultur besser zu verstehen und die Sprache schneller zu lernen. Allerdings war das nicht immer einfach.

In Kamerun hast du dich schon in der Schule für Elektrotechnik interessiert und hast dort einen technischen Schulabschluss gemacht. Ab 2006 hast du dich an der Hochschule Darmstadt für den Studiengang Elektrotechnik eingeschrieben. Wie schwer oder leicht ist dir dieses Studium gefallen?

Elektrotechnik war und ist für mich eine Leidenschaft. Bereits nach der Mittleren Reife wechselte ich vom allgemeinen zum technischen Gymnasium, wo ich im Jahr 2002 die schulische Ausbildung mit dem Abitur im Fachbereich Elektronik abschloss. Nach einer einjährigen praktischen Ausbildung zum Elektroinstallateur, machte ich mich selbstständig und konnte damit finanziell das Studium vorbereiten. Im Jahr 2005 war es soweit, dass ich mich für ein Studium in Deutschland entschieden habe. Mit der Anreise nach Deutschland landete ich erstmal in Dortmund, wo ich die ersten Schritte zum neuen Lebensstil machte.

Trotz Anfangsschwierigkeiten startete ich im September 2006 das Studium der Elektrotechnik an der Hochschule Darmstadt. Am Anfang des Studiums saß die Sprache noch nicht ganz richtig. Dies konnte ich aber durch Grundlagenwissen der Elektrotechnik kompensieren. Die meisten Begrifflichkeiten waren mir, übersetzt, nicht neu. Meine größte Schwierigkeit beim Studium war die finanzielle Absicherung. Aus dem Grund waren Minijobs und Studium bei mir in ständigem Prioritätskampf. Die Ruhe zum Lernen musste durch bezahlte Rechnungen gekauft werden. Damit war die Koordination des Studiums und der Minijobs, die in den meisten Fällen nicht immer langfristig waren, nicht so einfach.

Was hast du getan, um einen Einstieg in ein Unternehmen zu bekommen?

Nach meiner letzten Klausur an der Hochschule wollte ich noch mehr von Deutschland sehen. Also beschloss ich, das Studienpraktikum weiter weg von Darmstadt zu machen. So fand ich zum ersten Mal den Weg nach Bad Pyrmont und damit auch zu Phoenix Contact, wo ich das Praxissemester und anschließend meine Diplomarbeit absolvierte. Schon beim ersten Besuch zum Vorstellungsgespräch fand ich die Atmosphäre bei Phoenix Contact sehr angenehm und so ist es bis heute geblieben.

Mein Weg bei Phoenix Contact startete in der Abteilung Safety, wo sicherheitsgerichtete Schalt- und Steuergeräte entwickelt werden. In Rahmen des Studienpraktikums konnte ich mich in die Produktlinie Safety einarbeiten. Dadurch konnte ich erkennen, welche technologischen Schwerpunkte bei dieser Abteilung angesiedelt sind. Nach relativ kurzer Zeit wurden mir Engineering-Tests und Vorklärungsaufgaben bei laufenden Projekten anvertraut, die mir auch einen weiten Blick in das Entwicklerleben gaben. Nicht unbedeutend war die Einarbeitung in die Grundlagen der Funktionalen Sicherheit. So bekam ich im Rahmen der Diplomarbeit die Aufgabe, als Anhang eines Prototyps ein sicherheitsgerichtetes Gerät zur Antriebsüberwachung zu entwickeln.

Wo bei Phoenix Contact arbeitest du heute? Kannst du deine Stelle kurz beschreiben?

Am Ende der Diplomarbeit wurde ich für die Fortsetzung des Projekts als Safety-Entwickler bei Phoenix Contact übernommen und bin bis heute der Produktlinie Safety treu geblieben. Heute bin ich für die Entwicklung von mehreren Sicherheitsschaltgeräten verantwortlich. Mein Aufgabenfeld erstreckt sich von der Anforderungsspezifikation, Konzept- und Designentwicklung, begleitet von den Zulassungsprozessen bis zur Serienreife und Freigabe für die Produktion. Nicht zu vernachlässigen ist der technische Support der am Markt befindlichen Produkte, der ab und zu für mehr Abwechslung im Tagesgeschäft sorgt.

Das Besondere, was ich heute über die Entwicklung von sicherheitsgerichteten Komponenten sagen kann, ist, dass kein Gerät unter Berücksichtigung der Safety-Anforderung einfach ist. Denn neben den funktionalen Anforderungen, die mit der höchst möglichen Verfügbarkeit auszuführen sind, muss das Gerät ausfallsicher sein und zu jedem beliebigen Zeitpunkt bei Aufforderung den sicheren Zustand annehmen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es dann nicht immer leicht, die Sicherheit und Verfügbarkeit in Einklang zu bringen.

Du musstest bei deinem Einstieg sicher viel Neues lernen. Was waren die Aspekte in deinem privaten Umfeld, die du lernen musstest?

Im Privaten habe ich mich inzwischen im Kreis Hameln-Pyrmont und Ostwestfalen-Lippe mit einem guten Freundeskreis eingelebt. Die Fahrt zu den nächsten Großstädten ist relativ weit. Dafür hat man aber ein Fünf-Sterne-Wellnesszentrum mit viel Natur vor der Tür und mit den vielen Ärzten in Bad Pyrmont muss man nicht lange auf einen Facharzttermin warten.

Heute, wenn ich zurückblicke, stelle ich nach neun Jahren in Deutschland einfach fest, dass ich vieles erreicht habe. Dazu gehören lebenswichtige Grundlagen, wie zum Beispiel Fahren oder Schwimmen lernen, die nicht an allen Ecken der Welt selbstverständlich sind.

Für die Zukunft habe ich mir neue Meilensteine gesetzt und die Fahrt geht weiter nach oben.

 

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