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Industrie 4.0 bedeutet, immer mehr Prozesse in der industriellen Produktion zu digitalisieren. Phoenix Contact hat auf diesem Gebiet mit dem Software-Entwickler Moryx Industry viel zu bieten. Dabei hilft auch eine Gruppe dual Studierender, die ein „Moryx-Starterkit“ entwerfen. Es soll die Software bei interessierten Unternehmen erlebbar machen, indem sie echte Abläufe vor Ort simuliert, ohne in die bestehenden Systeme einzugreifen.

Unser Beitrag beleuchtet die Projektarbeit eines Teams aus sieben Studentinnen und Studenten dualer Studiengänge, die ihre in den Vormonaten erlernten Fertigkeiten und ihr Wissen in die Umsetzung eines komplexen Bauvorhabens einbringen konnten. Diese Arbeit vernetzte Mitarbeitende unterschiedlicher Fachrichtungen, förderte Vielfalt, aktivierte Wissen und erzeugte Innovation und Motivation für neues Lernen.

Jonas Schleumer studiert im ersten Jahr Elektrotechnik bei Phoenix Contact. Der 20-Jährige sitzt im Phoenix Contact Training Center in Schieder neben einem schwarzen Koffer und legt selbstbewusst seine Hand auf den Griff: „Dieser Koffer, oder besser gesagt sein Inhalt, ist das Ergebnis intensiver, fachübergreifender Projektarbeit.“ Beteiligt waren neben Jonas Schleumer sechs weitere dual Studierende aus den Studienrichtungen Mechatronik, Elektrotechnik und Informatik. Begleitet wurden Sie von Entwicklerinnen und Entwicklern von Moryx Industry.

Innovative Software für Produktionen

Seit 2010 entwickeln Expertinnen und Experten aus dem Corporate Start-up „Moryx Industry“, einem „New Business Field“ von Phoenix Contact, Software zur Optimierung und besseren Steuerbarkeit von Produktionsabläufen. Moryx nutzt die Schnittstellen zwischen bereits eingesetzten Programmen anderer Anbieter. Sie kann an SAP-Anwendungen der Auftragsannahme oder verschiedene Betriebssysteme von Maschinen andocken, deren Aufträge schneller abarbeiten und steuernd in die Prozesse eingreifen. 

Durch passgenau aufbereitete Informationen können alle an der Produktion Beteiligten ihre Aufgaben effizienter erledigen. Nach Einsätzen innerhalb von Phoenix Contact soll die Software-Lösung nun auch auf dem Markt angeboten werden. Jonas Schleumer erklärt die besondere Herausforderung: „Unternehmen sind eher zurückhaltend, wenn eine neue Software unter Beteiligung ihrer Systeme demonstriert werden soll. Das ist verständlich, denn sie wollen ihre gut laufende Produktion nicht gefährden.“ 

Eckiger Koffer wird zu einer runden Sache

Doch wie kann diese Hemmschwelle beseitigt werden? Ein digitaler Zwilling ist die Lösung. Dabei wird ein physisches Objekt oder System in einer virtuellen Umgebung abgebildet. Um den Zustand des realen Objekts genau widerzuspiegeln, werden die Daten in Echtzeit gesammelt und verarbeitet. So kann die Software mit den realen Daten der laufenden Produktion angewendet werden. 

Und genau hier kamen die sieben dual Studierenden ins Spiel. Sie erhielten einen schwarzen Koffer mit einem Computer darin. Und dazu die Aufgabe, ein Starterkit für die Moryx-Demonstration vor Ort zu bauen. Das Ziel: Unternehmen können Moryx mit ihren eigenen, realen Daten erleben und die Produktionsabläufe virtuell steuern, ohne dabei in laufende Prozesse und echte Produktionsabläufe einzugreifen.

Das Erlebnis ist sehr authentisch. Denn das Moryx-Starterkit erzeugt ein WLAN, mit dem auch Arbeitsplatz-Bildschirme – und perspektivisch auch Maschinen – verbunden werden können. So erleben Mitarbeitende in ihrer gewohnten Arbeitsumgebung, wie die Software ihnen bei den Aufgaben helfen kann. Jonas Schleumer: „Es ist eine ausschnitthafte Simulation dessen, was mit der Software für die ganze Produktion möglich ist.“

Start des Projekts

Eine der Vorgaben für das MORYX-Starterkit: Alles muss in einen Koffer passen! Leo Anton Koch und Jonas-Maximilian Schleumer (v. l.) diskutieren die Lösung.
Fotos: Thomas Franz Westermeyer

„Zu Beginn stellte sich die Frage, was wir an Geräten brauchen, um die Anforderungen zu erfüllen“, erklärt Jonas Schleumer: „Klingt einfach, war aber herausfordernd, denn alles sollte am Ende zusammen in den Koffer passen. Die Maße der Komponenten und wie sie im Kit angeordnet werden, waren entscheidend.“ Dann wurde es praktisch: Während die Studierenden aus dem Bereich Mechatronik die Blecharbeiten übernahmen, erstellten die Expertinnen und Experten aus dem Bereich Informatik benutzerfreundliche Oberflächen und die Elektronikprofis verdrahteten schließlich die einzelnen technischen Komponenten. „Mit fortschreitendem Bau sind wir auf neue Probleme gestoßen, von denen wir vorher nichts geahnt hatten.“ 

Im Zentrum steht die Software

Denn das Kit soll in fremden Unternehmen eingesetzt werden und muss sicher sein. Das bedeutet: Alles muss den strengen CE-Richtlinien entsprechen. „So mussten wir etwa darauf achten, dass die Geräte im Betrieb nicht zu heiß werden. Also mussten wir das Kit so bauen, dass die Betriebswärme optimal abgeleitet wird und alles sicher läuft“, erklärt Jonas Schleumer. Wichtig war auch die Dokumentation der Maßnahmen: „Wir haben unsere Arbeitsschritte nach IT-Standards dokumentiert. In den wöchentlichen Treffen mit den Moryx Industry-Fachleuten mussten wir gut begründen, was wir wie machen wollten. So bekamen wir regelmäßig wertvolle Rückmeldungen zu unserer Arbeit und wussten, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Auch das Aussehen des Koffers spielt eine Rolle: „Er sieht bewusst schlicht und elegant aus. Im Zentrum steht ganz klar die Software, davon soll nichts Überflüssiges ablenken“, erläutert der Student.   

„Dafür habe ich ein duales Studium begonnen.“

Den Studierenden hat die Projektarbeit Spaß gemacht. „Wir haben unsere Wissens-Pools zusammengeführt und das, was wir gelernt haben, einbringen und anwenden können“, erklärt Jonas Schleumer: „Wir haben in den ersten Monaten der Ausbildung schon vieles gelernt, aber im Projekt konnten wir einiges erweitern und verfestigen. Das hat richtig gut funktioniert und genau dafür habe ich ein duales Studium begonnen. Es wäre großartig, wenn wir das Starterkit mal live bei einem Kunden miterleben dürfen. Das wäre die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.“ 

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