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Vivien Enns arbeitet seit 2018 bei Phoenix Contact. Seit Abschluss ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau unterstützt sie das Projektmanagement. Darüber hinaus ist die 21-jährige Detmolderin (NRW) seit diesem Sommer Stammzellenspenderin. Zellen von gesunden Spendern können Blutkrebspatienten eine zweite Lebenschance ermöglichen – der Bedarf ist groß, denn nur selten passen Spender und Empfänger zusammen. Wie einfach und unkompliziert diese Hilfe ist erläutert Vivien im Interview. 

Engagierte und verantwortungsvolle Mitarbeitende sind das Herz jedes Unternehmens. Und das Engagement der Kolleginnen und Kollegen hört nach Feierabend nicht auf: Viele bringen sich ehrenamtlich ein und leisten einen wertvollen Dienst für die Gesellschaft. In unserer Serie stellen wir einige von ihnen vor und zeigen, wie sich privates Engagement mit beruflichen Aufgaben verzahnen kann. 

Vivien, was hat dich dazu motiviert, Stammzellenspenderin zu werden?

2019 habe ich mich erstmals bei der DKMS (steht für Deutsche Knochenmarkspenderdatei, Anmerkung der Redaktion) als Spenderin registrieren lassen. Mein Mann hat mich auf die Idee gebracht und das organisiert. Der erste Schritt ist wirklich ganz einfach: Man bekommt ein Päckchen zugeschickt, damit nimmt man eine Gewebeprobe – einmal mit einem Wattestäbchen durch den Mundraum, fertig. Das habe ich zu Hause gemacht, die Probe in einen Umschlag gesteckt und zurückgeschickt.

Wie ging es nach dieser Typisierung weiter?

Erstmal gab es eine Dankeschön-Mail vom DKMS. Mir war klar, dass man in den meisten Fällen nicht gebraucht wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass die eigenen Stammzellen in den zehn Jahren nach der Registrierung benötigt werden, liegt bei nur 1,5 %. Und so ist lange gar nichts passiert. Dann bekam ich im Juli 2021 ein Paket, das ich nicht öffnen durfte. Das stand ausdrücklich drauf – es war für den Hausarzt bestimmt. Zudem bekam ich eine E-Mail mit der Information, das meine Gewebeprobe mit einem Patienten übereinstimmt. Am Telefon wurde mir dann erklärt, dass ich als Spenderin infrage komme. Das war schon ein besonderer Moment und ganz schön aufregend.

Die nächste Blutprobenentnahme fand beim Arzt statt. Ende Juli bekam ich per Mail das Ergebnis, dass ich geeignet bin. Da stand aber auch, dass sich der Zustand eines Patienten schnell ändern kann und deswegen unklar war, ob oder wann ich gebraucht würde. Erst Ende August kam ein Anruf der DKMS-Betreuerin, die mich auch weiter durch den ganzen Prozess begleitete: Es gäbe jetzt einen konkreten Bedarf und sie würden mich gern einladen und weitere Untersuchungen sowie die Stammzellenspende durchführen. Der Ton war sehr rücksichtsvoll. Es wurde gefragt, wann ich Urlaub habe, wie ich es zeitlich einrichten kann. Bei jedem Schritt wird erneut nach der Bereitschaft zu spenden gefragt. Dann wurden zwei Termine ausgemacht, einmal eine Voruntersuchung und dann die Spendertage. 

Vivien Enns
Vivien Enns

Wie lief die Voruntersuchung ab? Musstest du dir dafür Urlaub nehmen?

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je so eine gründliche Untersuchung hatte. Es gab lange Fragebögen rund um Vorerkrankungen, Erkrankungen in der Familie, solche Dinge. Der ganze Körper wurde untersucht, Ultraschallaufnahmen aller möglichen Organe gemacht, wieder Blut abgenommen. Das dauerte Stunden. Man wird aber gut umsorgt.

Für die Voruntersuchungen und die Tage der Spende wurde ich freigestellt. Die DKMS schickt ein Schreiben für den Arbeitgeber mit der Bitte um Freistellung. Auch alle entstehenden Kosten, sogar die versäumten Stunden, werden von der DKMS erstattet.

Wann fand der eigentliche Termin zur Stammzellenspende statt – und wie hast du ihn erlebt? 

Es wurde der 14. und 15. Oktober, das Hotel war von der DKMS gebucht, die Klinik informiert, ich habe bei Phoenix Contact Bescheid gegeben und wurde für die beiden Tage freigestellt. Mein Mann hat seine Schichten verlegt, damit er mitkommen konnte. In der Klinik ging es um 7.30 Uhr los. Ich lag mit zwei anderen Spendern in dem Raum, wo die Stammzellen entnommen werden. Es war viel angenehmer, als ich dachte – es wurden Zugänge an beiden Armen gelegt, einmal in der Armbeuge und auf der anderen Seite in den Unterarm. Ich wurde vorher gefragt, ob ich Rechts- oder Linkshänderin bin. Der eine Zugang war so flexibel, dass ich den Arm gut bewegen konnte. So tauschte ich mich mit meiner Familie am Handy aus – wegen Corona durften keine Begleitpersonen mit in die Klinik.

Konnten denn an diesem ersten Tag schon genug Stammzellen entnommen werden?

Leider nicht, das war aber schnell absehbar. Schon nach ein paar Stunden haben die Ärzte gesagt, es könne sein, dass ich morgen wiederkommen müsse. Das war dann auch so. Am zweiten Tag war ich noch mal ein paar Stunden da, es wurden alle restlichen nötigen Stammzellen entnommen und danach ging es wieder nach Hause.

Hast du nach deiner Stammzellenspende noch mal von der DKMS gehört? Weißt du vielleicht sogar, ob die Aktion für den Empfänger ein Erfolg war?

Ich wurde angerufen und gefragt, ob ich Nachwirkungen hätte und mir wurde ein Dankeschön zugeschickt. Vier Wochen nach der Spende sollte ich noch mal zum Hausarzt, um zu sehen, ob ich mich gut erholt hatte. Dann kam noch ein Anruf, da gab es auch Infos zum Patienten – aber anonym, es ging z. B. darum, aus welchem Land der Patient kommt. Das war schön zu hören, denn die Stammzellenspende ist eine wichtige Sache, an der für viele Menschen Hoffnungen hängen. Und es ist so einfach zu helfen, das habe ich selber erlebt. 

Weitere Infos zur Stammzellenspende und zur Registrierung als Spender gibt es auf der Internetseite der DKMS.

Lest in anderen Blogbeiträgen, wie zwei Mitarbeitende in 24 Stunden auf dem Fahrradsattel rund 21.000 Euro für die Deutsche Kinderkrebsstiftung erradelten und wie bei einer Aktion des Netzwerks „ing’enious“ mehrere Hundert Euro für den Kampf gegen den Brustkrebs gespendet wurden.

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