Wenn Weiß und Grau immer spannend bleiben …
Die Architektur unserer Gebäude gleicht einem Statement. Eines, das unaufdringlich, aber unverkennbar vermittelt: Hier steckt Phoenix Contact drin. Die Architekten Brandstetter aus Bad Pyrmont bauen die Unternehmensgebäude. Auf der Baustelle von Gebäude 60, einem neuen Büro und Produktionsgebäude am Headquarter in Blomberg, haben wir Werner und Florian Brandstetter getroffen. Vater und Sohn, 76 und 46 Jahre alt. Entstanden ist ein Interview über weiß-graue Gebäude und die neue Nachhaltigkeit darin.
Egal ob Produktionshalle oder Bürogebäude: Die Gebäude von Phoenix Contact haben ihren eigenen, aber einheitlichen Stil, den der Architekt Eckhard Schulze-Fielitz geprägt hat. Seit wann bauen Sie daran mit?
Werner Brandstetter: 1978 habe ich mit Halle 7 in Blomberg angefangen. Alle Gebäude der vergangenen 44 Jahre sind von uns. In 27 Ländern weltweit. Wir haben nur die Architektur Zeit und Gegebenheiten angepasst. Aber die Struktur ist geblieben. Wir dürfen ja auch nur zwei Farben verwenden: weiß und grau.
Ist das auf Dauer nicht eintönig?
Florian Brandstetter: Nein. Denn die Bauaufgabe ist immer anders. Es ist jedes Mal ein maßgeschneidertes Projekt, weil die Anforderungen immer andere sind. So ein Gebäude wie G60 haben wir also noch nie gebaut, und das könnte ich für jedes andere Gebäude sagen. Für uns beginnt diese kreative Aufgabe immer wieder von Neuem.
Kreativ im Sinne von Funktionen?
Florian Brandstetter: Genau. Sie fangen erstmal auf einem weißen Blatt Papier mit dem Raumprogramm an. In Gebäude 60 sind es 20.000 Quadratmeter. 9.000 Quadratmeter Produktion, dazu Büroflächen, viele Umkleideräume und auch ein Betriebsrestaurant. Und dann puzzelt man als Architekt. Hier war zum Beispiel wichtig, dass wir die Produktion nach Westen und Süden anordnen, weil wir das Licht und die Landschaft einfangen wollen. Man arbeitet dabei immer mit dem „Geist des Ortes“. Weiß und Grau sind also für uns kein Problem. Für uns ist die Herausforderung vielmehr, das Gebäude ins rechte Licht zu rücken.
Apropos ins rechte Licht rücken: Bei Gebäuden wird Nachhaltigkeit zunehmend wichtiger. Was bedeutet das für Ihre Arbeit als Architekten?
Werner Brandstetter: Anforderungen und neue Vorschriften haben das Bauen wesentlich verändert. Beispiel Wärmedämmung: Früher hatten wir Porenbeton als Außenfassade, Heizkörper an der Wand und Stahlfenster, die die Wärme noch relativ schnell von innen nach außen transportiert haben. Bei einem Gebäude wie Gebäude 60 braucht es heute eine Wärmedämmung, die mindestens 20 Zentimeter dick ist. Gebäude 60 ist ein Effizienzgebäude. Die Wärmedämmung hat einen sehr hohen Standard – der höchste, den wir für Phoenix Contact je gebaut haben.
Florian Brandstetter: Auch im Bereich der Fassaden hat sich viel getan. Dreifachverglasung ist seit Längerem Standard. Außerdem spielt die Gebäudetechnik eine entscheidende Rolle. Das hat auch mit den Anforderungen an Produktion und Produktionsprozesse in Hallen zu tun. Es geht um Energieeffizienz. Fenster auf, frische Luft – das ist schon lange passé. Wir planen bei Phoenix Contact geschlossene Gebäudehüllen. Fenster brauchen wir, um Brandschutzanforderungen zu erfüllen, damit im Brandfall Rauch abziehen kann. Ansonsten laufen die Hallen mit einer hocheffizienten Gebäudetechnik. Im Zusammenspiel mit der Architektur ist das für mich hochspannend.
Auch weil Sie sich in Zeiten von Energiekrisen viel früher Gedanken um Versorgungssicherheit machen müssen?
Florian Brandstetter: In den nächsten Jahren werden wir zu regenerativen Technologien getrieben. Im positiven Sinn. So bedrückend die aktuelle Energiesituation auch ist: Sie ist ein Beschleuniger für regenerative Technologien. Und Gebäude 60 ist damit gespickt: Eisspeicher, Wärmepumpen, Wärmerückgewinnung, Photovoltaikanlagen etc. Es wird selbst so viel Energie erzeugen, wie es verbraucht. Und ein Gebäude wird ja auch erst smart und clever durch die Gebäudeautomation.
Werner Brandstetter: Diese Veränderung wird auch bei der Verteilung der Baukosten deutlich. Vor 40 Jahren machte die Gebäudehülle – also Fenster, Fassade, Dach usw. – etwa 75 Prozent der Baukosten aus und die Gebäudetechnik etwa 25 Prozent. Mittlerweile sind wir bei 50-50: Das Gebäude kostet also 50 Prozent und die Technik darin auch.
Müssten gerade deshalb nicht alle Gewerke früher integriert werden, Stichwort integrale Gebäudeplanung?
Florian Brandstetter: Auf jeden Fall. Wir brauchen eine integrale Gebäudeplanung, die frühzeitig alle Fachdisziplinen zusammenführt: Bauherren, Fachplaner, Architekten, Gutachter, Sachverständige, Genehmigungsbehörden, Brandschutzfachleute. Nacheinander zu planen und abzuarbeiten, funktioniert schon lange nicht mehr. Integrale Planung macht die Aufgabe für uns Architekten aber auch schöner. Weil wir ein wesentlich größeres Portfolio haben, um unsere Gebäude effizienter, smarter, nachhaltiger und für den Bauherrn wesentlich attraktiver zu machen.
Sie bauen ja nicht nur neu. Wie sieht es bei Bestandsgebäuden aus – Stichwort Retrofit?
Florian Brandstetter: Ein Riesenthema, das jetzt ja auch die Bundesregierung verstärkt aufnimmt: Energetisch liegt da in vielen Gebäuden noch einiges im Argen, manchmal auch funktional. Da kann und wird man in den nächsten Jahren viel machen müssen.
Was ist spannender für Sie als Architekten: neu oder Retrofit?
Werner Brandstetter: Das kann man so pauschal nicht sagen. Bei Phoenix Contact planen wir zurzeit auch ein bestehendes Gebäude um. Bis auf den Kern werden wir alles rausreißen und uns eine neue Technik und eine neue Ausstattung des Gebäudes überlegen. Das ist genauso spannend wie das Gebäude 60.
Mehr zum Gebäude 60 lest ihr hier: Mehr Nachhaltigkeit unters Dach
„Du bist so neugierig“ – Das haben mir schon viele gesagt. Für mich ein Riesenkompliment. Weil es zeigt, dass ich an Menschen und an den Dingen, die sie tun, interessiert bin. Und das teile ich gerne mit anderen: in Beiträgen, Interviews, Reportagen, Podcasts und und und. Bei Phoenix Contact gibt es viele Menschen, die das Unternehmen voranbringen: mit ihrer Arbeit, ihren innovativen Ideen, Entwicklungen und Lösungen. Das ist es doch wert, erzählt zu werden.
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