Die Architektur unserer Gebäude gleicht einem Statement. Eines, das unaufdringlich, aber unverkennbar vermittelt: Hier steckt Phoenix Contact drin. Die Architekten Brandstetter aus Bad Pyrmont bauen die Unternehmensgebäude. Auf der Baustelle von Gebäude 60, einem neuen Büro und Produktionsgebäude am Headquarter in Blomberg, haben wir Werner und Florian Brandstetter getroffen. Vater und Sohn, 76 und 46 Jahre alt. Entstanden ist ein Interview über weiß-graue Gebäude und die neue Nachhaltigkeit darin.
Author: Christina Jahnich
Ohne Normen und Standards ist der Kampf gegen den Klimawandel aussichtslos. Mehr noch: Sie bringen den Schutz des Klimas voran, sagt Roland Bent. Gute zwei Jahrzehnte war er Technischer Geschäftsführer von Phoenix Contact. Heute vertritt der 64-Jährige das Unternehmen als Chief Representative International Standardization und ist gleichzeitig Vorsitzender der Normungsorganisation DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik). Warum Normen im Kampf gegen den Klimawandel wirkungsvoll sind und was das Zielbild der All Electric Society und die G7 damit zu tun haben, darüber haben wir mit Roland Bent gesprochen.
Der Klimawandel ist unstrittig: Extreme Hitze, Dürre, Unwetter sind aktuell für uns alle spürbare Folgen. Steigt die Bereitschaft, die Probleme auch technisch anzugehen?
Roland Bent: Ja. Das Bewusstsein wächst, dass etwas passieren muss und dass es schnell passieren muss. So schlimm der Krieg in der Ukraine ist – er ist ein Beschleuniger. Die brutale Wahrheit ist, dass wir von fossilen Brennstoffen abhängig sind. Aber der Kampf gegen den Klimawandel bleibt trotzdem eine große und langfristige Aufgabe. Dazu müssen Menschen miteinander reden, sich verständigen und zu gemeinsamen Lösungen kommen, damit sich am Ende auch die Technik versteht. Das ist nicht zuletzt eine große Aufgabe der Normung.
Können Sie ein Beispiel aus dem Alltag nennen, bei dem Phoenix Contact Standards gesetzt hat?
Roland Bent: Die Ladestecker für E-Fahrzeuge. Elektromobilität ist im Alltag und für jeden erlebbar geworden. Man muss niemandem mehr erklären, dass ich einen Steckerstandard brauche, um mein Auto an verschiedenen Ladesäulen laden zu können. Dass es diesen Stecker-Standard gibt und dass er vor allem technisch so gut ist, wie er ist – das Combined Charging System (CCS; deutsch: kombiniertes Ladesystem; Anm. d. Red.) – dazu hat Phoenix Contact ein gutes Stück beigetragen.
Die All Electric Society ist ja auch eine Antwort auf die Frage, wie sich der Klimawandel bremsen lässt. Inwieweit können Normen in diesem Kontext ein Mittel sein?
Roland Bent: Das Credo ist, dass die Probleme nicht durch Verzicht allein gelöst werden können. Es ist natürlich wichtig, Energie zu sparen und sinnvoll mit den Ressourcen umzugehen. Dabei helfen auch Normen, zum Beispiel für Energieeffizienz-Label. Aber allein wird das nicht funktionieren, weil weltweit viel zu viel Energiebedarf da ist. Und viel zu viele Menschen haben zu wenig, um überhaupt verzichten zu können. Unser Ziel ist, dass wir Klimaschutz mit technischen Lösungen bewältigen können – bei gleichzeitiger Erhöhung der Verfügbarkeit von nutzbarer Energie. Um das umzusetzen, braucht es Standards. Das funktioniert nur in einem integrierten System. Technisch gesehen ist das die Sektorenkopplung. Das heißt, wir müssen Energieverbräuche und -erzeugung verschiedenster Bereiche unserer Gesellschaft und Wirtschaft zusammenbringen. Entscheidend ist aber dazu, dass die verschiedenen Bereiche miteinander kommunizieren. Technisch ist das möglich.
Deutschland hat in diesem Jahr die Präsidentschaft der G7. Nachhaltigkeit ist einer der Schwerpunkte und in diesem Kontext auch Normung ein Thema. Inwiefern?
Roland Bent: Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Normungsorganisationen animiert, das Thema auf den Tisch zu bringen. Im Kern geht es darum, dass wir durch den Übergang in die All Electric Society den Klimaschutz bewältigen können. Und um das zu bewältigen, sind Normungsaktivitäten notwendig. Die DKE hat dazu ein Themenpapier verfasst, das jetzt in internationalem Kreis diskutiert wird und am Ende der Präsidentschaft verabschiedet werden soll. Es enthält unter anderem einen Aufruf an die G7-Staaten, die Normungsaktivitäten in diesem Sinn zu unterstützen. Die Politik hat vielfach verstanden, dass die AES genau der richtige und wohl auch der einzige Weg ist, den man gehen kann.
„Empowering the All Electric Society“ – das ist die Unternehmensstrategie von Phoenix Contact. Ist es auch dem Unternehmen zu verdanken, dass nun auch Verbände und Organisationen wie die DKE die AES zum Leitgedanken der Zukunft erklären?
Roland Bent: Wir als Phoenix Contact waren so ein bisschen Pionier. Wir haben das Thema nicht erfunden. Aber wir haben es sicherlich als einer der ersten zu einem Unternehmensthema gemacht und unser gesamtes Handeln danach ausgerichtet, wir machen es zu unserer leitenden Vision. Es gibt keinen Bereich im Unternehmen, der nicht von diesem Trend der All Electric Society profitiert. Und der auch seinen Beitrag leisten muss, um diesen Weg erfolgreich zu gestalten. Das macht es ja so großartig. Wir leisten etwas wirklich Sinnvolles mit dem, was wir tun. Und auf der anderen Seite ist es unser Geschäft und führt dazu, dass wir auch in Zukunft erfolgreich sind.
Im vergangenen Jahr haben Sie den Ruhestand angetreten. Kommt bei Ihnen gerade in diesen Zeiten Wehmut auf, weil Sie bei Phoenix Contact nicht mehr in vorderster Reihe mitwirken?
Roland Bent: Das zeitliche Zusammentreffen der Umsetzung dieser technologischen Zäsur, dieses ganz klaren Wegs in die All Electric Society, mit meinem Ausscheiden aus der Geschäftsführung – das war sicher so nicht absehbar. Ich hatte den Schritt in den Ruhestand für mich ja schon sehr klar geplant. Aber ich meine, was kann schöner sein für einen Manager, als zum Ende der beruflichen Karriere noch an einem so großartigen Thema wie „Empowering the All Electric Society“ für Phoenix Contact mitzuarbeiten? An der Entwicklung eines Purpose (Zweck; Anm. d. Red.) für das Unternehmen mitwirken zu können, um es dann in gute und erfahrene Hände zu geben. Ich sehe mit viel Freude, was jetzt im Unternehmen alles passiert.
Die Fragen stellten Senta Pietschmann und Christina Jahnich.
The Power of a Vision – fünf Fragen an Roland Bent | PHOENIX CONTACT
Zeitenwende – UPDATE (phoenixcontact.com)
Vier Fragen und Antworten zum Zukunftsbild der All Electric Society | PHOENIX CONTACT
Der Standort von Phoenix Contact Electronics in Bad Pyrmont soll über das bisher erreichte Maß hinaus CO2-neutral werden – und zwar bis 2030. Frank Schröder ist sich sicher, dass das sogar noch früher gelingen kann. Der Leiter des Facility Managements ist einer der Köpfe des Projekts Net Zero Factory.
Tagtäglich arbeitet Phoenix Contact mit vielen tausend Lieferanten zusammen. Weltweit. Die Fäden hält dabei der Bereich Corporate Purchase über das Global Purchase Network (GPN) in der Hand. Auch wenn es um Nachhaltigkeit geht. Denn der Weg zu einem nachhaltigen Unternehmen führt über den Einkauf auch zu den Zulieferern. Einer, der diesen Weg aktiv gestaltet und die Lieferanten mitnehmen will, ist Michael Sterz. Er leitet den Bereich Corporate Purchase Governance und sagt aus Überzeugung: „Nachhaltigkeit in der Lieferkette – das geht nur gemeinsam.“
Stephanie Grönke arbeitet als Technische Zeichnerin (heute Technische Produktdesignerin) bei Phoenix Contact. Im Beitrag nimmt sie uns mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte ihres Berufs. Denn Konstruktionen auf transparentem Papier sind längst durch 3D-Modelle auf Computern abgelöst worden.