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Wie gehe ich als Führungskraft mit Mitarbeitenden um, die scheinbar in einer Krise stecken? Was kann das Team tun? Und was kann ich selbst unternehmen, um aus einer Krise herauszukommen oder gar nicht erst hineinzugeraten? Monika Diener verantwortet bei Phoenix Contact seit über zehn Jahren die betriebliche Mitarbeiterberatung. Sie weiß, worauf es beim Umgang mit Krisen ankommt.

In diesem Beitrag im Rahmen der Reihe „Führung im Fokus“ beschäftigen wir uns mit dem Thema der individuellen psychischen Belastungssituation. Erfahrt in dieser Geschichte, wie ihr erste Anzeichen erkennt, was ihr dagegen tun könnt und wie ihr konstruktiv mit einer solchen Situation umgehen könnt. Lest dazu auch, wie Phoenix Contact als Unternehmen dem Thema Fürsorge und Verantwortung begegnet. Den dazugehörigen Artikel findet ihr hier: Betriebliche Mitarbeiterberatung: Unterstützer in allen Lebenslagen.

Grundsätzlich sind wir Menschen gut für stressige Situationen ausgerüstet. Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers in Phasen, in denen man stark gefordert ist: Der Organismus geht in Alarmbereitschaft und stellt sich darauf ein, mehr leisten zu können. Das ist eine an sich eine nützliche Reaktion. Eine kurzfristige Stressreaktion ist durchaus gesund. Kurzfristiger Stress kann dabei helfen, neue Fähigkeiten zu erlernen und Herausforderungen zu meistern. 
Lang andauernder Stress allerdings ist vergleichbar mit einem Marathonlauf, bei dem sich der Zieleinlauf ständig nach hinten verschiebt. Wenn die Alarmbereitschaft zu einem Dauerzustand wird, kann sie negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben.

Frühzeitig handeln und Krisen richtig benennen

Überlastung äußert sich oft in Anspannung, Gereiztheit, Erschöpfung, verminderter Konzentration und geringer Belastbarkeit. Die betroffene Person empfinde dabei meist eine starke innere Unruhe, häufig nähmen Infekte und Kopfschmerzen zu, beschreibt Monika Diener die unmittelbaren Auswirkungen. Schon morgens hätten betroffene Menschen das Gefühl, den Tag kaum zu schaffen. Sie warnt: „Je länger eine solche Krise dauert, desto schwieriger ist es, wieder den Weg hinauszufinden.“ 

Deshalb sei es wichtig, Krisen frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen. „Dazu gehört, sich über die eigenen Bewältigungsmuster bewusst zu werden. Häufig handeln Menschen aber unter Stress im Autopiloten: Scheuklappen auf und durch. Für Reflexion und ‚Boxenstopp‘ fehlt die Energie. Noch mehr Kraft wird verbraucht. Der Tank fährt leer“, erklärt Monika Diener den Mechanismus. Hier könne die betriebliche Mitarbeiterberatung Angebote zur Beratung machen. „Denn solche Krisensituationen können jeden treffen.“ 
Wie zum Beispiel auch die Mitarbeiterin Julia Wild, die in diesem Artikel erzählt, wie sie mit ihrer persönlichen Krise konstruktiv umgegangen ist.

Was können Führungskräfte tun?

Führungskräfte haben einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden. Sie sind oft nah an ihren Mitarbeitenden dran und bekommen mit, wenn sich jemand verändert, belastet und erschöpft wirkt. Deshalb sind Führungskräfte ein wichtiger Partner bei der Bewältigung von Belastungssituationen.

„Das Mittel der Wahl ist hier ein Gespräch in ungestörter, vertrauensvoller Atmosphäre. Hier kann die Führungskraft erfragen, wie es der Person geht und zurückmelden, welche Veränderungen aufgefallen sind. Wichtig dabei ist immer, keine Diagnosen zu stellen und neutrale Hilfe anzubieten, wie die betriebliche Mitarbeiterberatung. Zur Vorbereitung auf ein solches Gespräch bietet die betriebliche Mitarbeiterberatung natürlich auch Führungskräften Unterstützung an.“

Der Ansatz in einem solchen Gespräch müsse immer sein: „Gibt es etwas, was ich als Führungskraft tun kann?“ Hier gebe es vielerlei Möglichkeiten, um für eine gewisse Zeit für Entlastung zu sorgen: Es können zum Beispiel in gegenseitigem Einverständnis Arbeitspakete reduziert oder Aufgaben neu gewichtet werden. 

Schon durch solch einfache Maßnahmen ließen sich oftmals langfristige Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit verhindern. Wichtig sei es auch, mit der Person einen weiteren zeitnahen Termin zu vereinbaren, um wieder ins Gespräch zu gehen und zu prüfen, ob die Maßnahmen greifen.

Was kann das Team tun? 

Fällt eine Kollegin oder ein Kollege längerfristig aus, sei es eine schöne Botschaft, sich als Team bei der betroffenen Person zu melden. Allerdings nicht mit Telefonaten und Fragen, was denn los sei. Sondern beispielsweise mit Genesungswünschen auf einer unterschriebenen Karte vom Team oder einem Blumenstrauß nach Hause. „Anteilnahme tut den Betroffenen oftmals gut.“ Ist ein Teammitglied nach längerer Pause zurück, sollte erstmal Zeit zum Ankommen sein. „Die Person sollte nicht bedrängt werden und sie sollte selbst entscheiden, wie viel sie über ihren Ausfall erzählen möchte,“ rät Monika Diener.

Um eine Krise zu vermeiden, muss das seelische Gleichgewicht stimmen

Was kann ich selbst tun?

„Ich habe am Tag nur eine bestimmte Menge an Energie zur Verfügung. Wenn ich 95 Prozent dieser Energie bei der Arbeit lasse, bleiben nur noch 5 Prozent, wenn ich nach Hause komme. Das ist keine gute Balance“, erläutert Monika Diener. Deshalb sollte man immer darauf achten, wie groß die Pakete sind, die man sich für einen Tag schnürt und was man dabei noch im Sinne der Selbstfürsorge für sich tun kann. „Ich kann nicht immer nur vom Konto abheben, ich muss auch einzahlen. Selbst für sich zu sorgen, auf die Signale und Grenzen des eigenen Körpers zu hören und zu achten, ist deshalb essenziell für die Prävention von Erschöpfung.“ 

Einladung fürs Glück

Was einem dabei hilft, ist ganz individuell. Bewegung, Entspannung, Ablenkung, Schlaf: All das hilft, zu regenerieren, Stresshormone abzubauen, auf neue Ideen und Gedanken zu kommen. Monika Diener hat sich fürs Chorsingen und Tanzen entschieden. Vor Kurzem hat sie sich zudem für einen Spanischkurs angemeldet. Ihr Tipp, um das Richtige für sich selbst zu finden: „Mir hilft dabei immer die Frage: Wie kann ich das Glück einladen?“

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